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Bestimmung der Metanephrine im EDTA-Plasma und im Urin mittels Massenspektrometrie nun im Labor Brunner möglich

Epidemiologie:

Ungefähr 80-85% der Katecholamin-produzierenden Tumore sind Phäochromazytome, 15-20% sind Paragangliome. Während Phäochromazytome von chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks ausgehen, gehen Paragangliome von extra-adrenalen chromaffinen Zellen der sympathischen paravertebralen Ganglien aus. Die Prävalenz von Paragangliom und Phäochromazytom bei ambulanten Patienten mit Hypertonie variiert normalerweise zwischen 0,2-0,6%. Bei Kindern mit Hypertonie liegt sie ungefähr bei 1,7%.

Ungefähr 30-50% aller Patienten mit Paragangliom/Phäochromazytom weisen eine familiäre (hereditäre) Genese auf. Bei hereditärer Genese sind die Tumore häufiger multifokal und man findet sie typischerweise häufiger in jungen Jahren. Bei nachgewiesenem Paragangliom/Phäochromazytom sollte immer eine genetische Beratung/Testung in Betracht gezogen werden. Eine genetische Beratung ist nun auch bei uns im Labor möglich (Ansprechpartnerin Dr. J. Bickmann; e-mail: j.bickmann@labor-brunner.de)
 

Detektion wichtig!

Die Detektion von Paragangliomen/Phäochromazytomen ist wichtig, da bei Fortbestehen der Erkrankung das kardiovaskuläre Risiko deutlich steigt. Zusätzlich können bei Fortschreiten der Erkrankung Verdrängungseffekte eine Rolle spielen. Darüber hinaus sind ungefähr 10-15% dieser Tumore maligne. Schließlich kann eine frühe Detektion helfen, dass auch Familienmitglieder früher therapiert werden.
 

Labordiagnostischer Weg:

In den letzten Jahren hat sich die Diagnostik zur Abklärung von Paragangliom/Phäochromazytom stark verändert. Früher wichtige Tests wie Katecholamine im Urin, Dopamin oder Homovanillinsäure sollten wegen der eingeschränkten Sensitivität für diese Diagnostik nicht mehr verwendet werden. Empfohlen wird als erster Test hauptsächlich die Bestimmung der freien Metanephrine aus EDTA-Plasma (beachte Abnahmebedingungen, siehe unten!), ansonsten auch die Bestimmung der fraktionierten Gesamt-Metanephrine im 24 h Urin. Plasma-Konzentrationen von freiem Metanephrin oder Normetanephrin (oder ggf. 3-Methoxytyramin) höher als 2-3 mal der oberen Grenze des Referenzbereiches oder Erhöhung von 2 oder mehr Metaboliten machen das Vorliegen eines Paranganglioms/Phäochromazytoms sehr wahrscheinlich. Insbesondere bei gering erhöhten Werten der Metanephrine aus EDTA-Plasma (< 2-3 x obere Grenze des Referenzwerts) kommen als weitere Kontrolluntersuchungen zunächst nochmal die Bestimmung aus EDTA-Plasma oder die Bestimmung der fraktionierten Gesamt-Metanephrine aus Urin in Frage. Ein Clonidin-Hemmtest als Bestätigungstest wird häufig empfohlen. Eine Erhöhung von 3-Methoxythyramin, einem Metaboliten von Dopamin, findet man insbesondere bei Patienten mit metastasiertem Paragangliom/Phäochromazytom. Zur weiteren Abklärung sollte schließlich eine humangenetische Diagnostik durchgeführt werden.
 

Präanalytik und Analytik:

Schon eine Woche vor Untersuchung sollten folgende Medikamente, wenn möglich abgesetzt werden, da sie zu falsch hohen Werten von Metanephrinen führen können: Tricyclische Antidepressiva, Phenoxybenzamin, Monoaminoxidase-Hemmer, Levodopa (LDOPA), MAO-Hemmer, SSRIs, Buspiron, Carbidopa, α-Adrenozeptor Agonisten/Sympathomimetika (z.B. Ephedrin, Pseudoephedrin, Phenylephrin), Nitroglyzerin, Doxazosin, Theophyllin, Brochodilatatoren, Amoxicillin, Sulfasalazin, Paracetamol. Auch Suchtmittel bzw. Drogen wie z. B. Kokain und Amphetamine können erhöhte Metanephrin-Werte hervorrufen.

Ab 3 Tage vor Abnahme sollte zudem auf ein Genuss von folgenden Nahrungsmitteln verzichtet werden, da es das Resultat der Gesamtmetanephrine und in geringerem Maße das der freien Metanephrine im Blutplasma verfälschen kann: Kaffee, Schwarztee, Nikotin, Alkohol, Schokolade, Bananen, Käse, Ananas, Mandeln, Nüssen, Euer und Vanille. Stress sollte vermieden werden.

Schließlich wird eine Nüchternblutentnahme der Patienten empfohlen.

Schließlich sollten die Patienten etwa 30 Min. liegen, bevor die Blutabnahme erfolgt, da die aufrechte Position bei Blutabnahme mit einer höheren Rate an falsch positiven (2,8-fach) assoziiert sein kann. Auch hier sollte jeglicher Stress vermieden werden.

Wenn möglich, sollte das Blut innerhalb von 30-60 Minuten zentrifugiert werden, das Plasma abpipettiert und bei längerer Transportzeit (Tage) eingefroren werden. Für Urin wird ein über Säure gesammelter Sammelurin über 24 Stunden empfohlen.

Von den Leitlinien wird empfohlen, Metanephrine nicht per Immunoassay zu bestimmen, sondern wegen der höheren Sensitivität zum Beispiel mit LC-MS/MS, wie es im Labor Brunner nun durchgeführt wird.


Referenzen:

  • Pheochromocytoma and Paraganglioma: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline; J Clin Endocrinol Metab, June 2014, 99(6):1915–1942
  • Operative Therapie von Nebennierentumoren; AWMF-Registernummer 088-008; 2017
  •  European Society of Endocrinology Clinical Practice Guideline for long-term follow-up of patients operated on for a phaeochromocytoma or a paraganglioma; European Journal of Endocrinology (2016) 174, G1–G10
  • DOI: https://doi.org/10.4414/smf.2017.03057 Veröffentlichung: 13.09.2017; Swiss Med Forum 2017;17(37):790-796
  • Multidisciplinary practice guidelines for the diagnosis, genetic counseling and treatment of pheochromocytomas and paragangliomas, Clin Transl Oncol, 2021